Bildungspolitik im Mittelpunkt
Erster Jahresempfang
der Senioren-Union Württemberg-Hohenzollern
Einen großen Wurf landete der Bezirksverband Württemberg-Hohenzollern der Senioren-Union mit seinem 1. Jahresempfang im Kurzentrum von Bad Buchau. Besser hätte die Premiere nicht gelingen können. Über 100 Gäste konnte die Bezirksvorsitzende Elisabeth Jeggle willkommen heißen, darunter die CDU-Landtagsabgeordneten Klaus-Martin Burger und August Schuler, der frühere MdEP Honor Funk und die ehemaligen Bundestagsabgeordneten Waldemar Westermayer und Heinz Wiese sowie der ehemalige Staatsministerund Landtagsabgeordnete Ulrich Müller. Unter langanhaltendem Beifall wurde die Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann und der Bad Buchauer Bürgermeister Peter Diesch (CDU) begrüßt, der in seinem Grußwort seine Stadt am Federsee vorstellte. Er verwies darauf, dass der Federsee vor elf Jahren den Adelstitel „Bedeutendes UNESCO Weltkulturerbe“ erhalten habe.
Brexit und Europawahl
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Impulsreferat von Ministerin Eisenmann, die eingangs kurz das Thema Brexit streifte und die Bedeutung von Großbritannien für das exportstarke Baden-Württemberg herausstellte. Sie bat eindringlich darum, sich von manchen Ärgernissen im Zusammenhang mit dem Brexit nicht verunsichern zu lassen, sondern jetzt erst recht bei der Europawahl am 26. Mai 2019 an die Wahlurne zu gehen und damit ein klares Bekenntnis für Europa abzulegen.
Bildung, Demokratie und Technologien
Die Schulpolitik stand schließlich im Zentrum ihrer Ausführungen. Im Zuge der technologischen Herausforderungen haben für sie Demokratie-Bildung und Demokratie-Erziehung hohe Priorität. Im neuen Bildungsplan sei deshalb das Thema „Demokratie-Bildung“ enthalten. „Die technologischen Herausforderungen sind immer schneller, und unsere Aufgabe als CDU ist es deshalb, dafür Sorge zu tragen, dass wir diese Technologien auch beherrschen“. Es sei eine gute und richtige Entscheidung gewesen, für ein wirtschaftlich starkes Land wie Baden-Württemberg bis zum Jahr 2021 eine Milliarde Euro in das schnelle Internet zu investieren. Sie erinnerte an einen Stuttgarter „Tatort“, in dem der Kommissar in einem Tunnel ständig mit dem Mobil-Telefon telefoniert habe. Eisenmann kommentierte dies augenzwinkernd: „Probieren Sie das mal im Kessel von Stuttgart!“
Bildung und Digitalisierung
Die Digitalisierung der Schule und der Laptop als Ersatz für das Buch seien nicht die Lösung. Das Lesen von Nathan dem Weißen bringt Schüler immer noch weiter als so manches Medienprogramm. Leider sei auch zu beobachten, dass Kinder keine Handschrift mehr haben. Die verstärkt aufkommende Schreibweise in Blockschrift, als Folge der permanenten Smartphone-Bedienung, sei kein Ersatz. Die Lernziele Lesen-Schreiben-Rechnen sind immer noch Grundlage und geben Sicherheit, von Rechnern ausgespuckte Daten auf Plausibilität hin zu prüfen.
Bildung, Betreuung und Dialog
Um die Bildung in der Zukunft richtig zu gestalten und das Vertrauen der Eltern dafür zu bekommen, habe sie eine Veranstaltungsreihe „Bildung-Zukunft-Wirtschaft“ ins Leben gerufen. Zu mehreren Elternabenden mit jeweils bis zu 500 Personen sind Eltern zur ‚aktiven Teilnahme“ eingeladen. Der Auftakt erfolgt am 2. Mai 2019 in Schwäbische Hall mit einem bildungspolitischen Dialog mit der Wirtschaft, weil die Unternehmen wesentliche Partner für den Berufseinstieg seien. Am 3. Juni 2019 geht es weiter mit dem Thema „Digitalisierung und Praxis integrieren“ in der Stadthalle Metzingen. „Veränderung und Agilität organisieren“ ist Thema am 19. September 2019 in den Donauhallen in Donaueschingen. Die Reihe endet am 9. Dezember 2019 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart im Rahmen einer Forumsveranstaltung mit einem abschließenden Fach-Tag.
Heute habe man in der 1. Klasse Kinder, die bereits schreiben und lesen können. Andere Kinder könnten nicht einmal einen Stift richtig halten. Daher werde man künftig 80 Millionen Euro für Stärkung des Bereichs Bildung und Betreuung bereitstellen. Ein Problem sei auch die Tatsache, dass 35 bis 40 Prozent aller Vierjährigen in Baden-Württemberg massive sprachliche Defizite haben. Man müsse sich darum kümmern, dürfe dabei jedoch nicht die Hochbegabten vergessen. Susanne Eisenmann: „Wir müssen alle mitnehmen und uns nicht nur auf eine Gruppe konzentrieren. Ich will ein starkes Schulsystem für alle Gruppen“.
Grundsätzlich sollten die Eltern selber entscheiden können, wo sie ihre Kinder betreuen lassen wollen und deshalb setze sie sich für flexible Angebote ein. Die Eltern müssen entscheiden, was ist die bestmöglichste Wahl für mein Kind. Berufliche und akademische Bildung sollten gleichwertig sein. Hier sei wohl etwas verrutscht. Susanne Eisenmann untermauerte dies mit der rhetorischen Frage: „Wissen Sie, ob der promovierte Kulturwissenschaftler einmal mehr gefragt sein wird als der Schreinermeister ?“
Bildung und Lehrermangel
Offen und freimütig ging die Ministerin auf das Thema „Lehrermangel“ ein. In der Lehrerversorgung sind wir derzeit nicht gut aufgestellt. Es gibt zu wenig Lehrer, doch die würden nicht vom Himmel fallen. Hinzu komme, dass eine regelrechte Pensionierungswelle an stehe. Ursache hierfür seien Planungsfehler, denen man bereits in den Jahren 2012/13 hätte entgegen steuern müssen. Daraus habe man jedoch gelernt. Die Ausbildungskapazitäten an den Pädagogischen Hochschulen wurden entsprechend ausgebaut. Als erste Kultusministerin in Deutschland habe sie schließlich auf der Basis der Alterspyramide eine Prognose zur Lehrerversorgung für die Jahre 2020-2030 vorgelegt, um bedarfsgerecht politisch agieren zu können.
Nach ihren Ausführungen nahm sich Ministerin Eisenmann gerne noch Zeit für eine sehr lebhaft geführte Diskussion, bevor sie von Frau Elisabeth Jeggle mit herzlichem Dank und langanhaltendem Beifall verabschiedet wurde.