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Bild: Hannelore Wied

Kreisverband Main-Tauber

Wertheim
Das Bürgerspital Wertheim ist seit rund 8 Wochen im Betrieb. Es bietet umfangreiche medizinische und pflegerische Leistungen. Das Gesamtkonzept mit den Bereichen Spital als Haus der Grund- und Regelversorgung sowie die Nationalklinik Weight Doctors greift. Über den gegenwärtigen erreichten Sachstand und die medizinischen Möglichkeiten wurde beim Informationsabend der Senioren Union Wertheim umfassend berichtet.   Groß war der Andrang beim Informationsabend der Senioren Union im Bürgerspital Wertheim am vergangenen Dienstag. SU- Vorsitzender Jochen Müssig freute sich über den tollen Zuspruch, den er auch als deutliches Interesse der Bürgerinnen und Bürger für die Bürgerspital gGmbH auf dem Reinhardshof wertete. Geschäftsführer Alexander Gläser stellte zunächst den Entwicklungsprozess bis zur Wiedereröffnung der Klinik dar. Er erwähnte hierbei die Gespräche im Rathaus und im Gemeinderat Wertheim sowie die Suche nach einem stimmigen, tragfähigen Konzept für das eigentlich überdimensionierte Haus mit rd. 17.000 m² Nutzfläche. Das Haus befindet sich zwischenzeitlich im Eigentum der Stadt Wertheim. Gläser betonte, dass für das Konzept der Westfalenklinik-Gruppe maximal 50% der angesprochenen Nutzfläche ausreichend sind. Mit der Mediclin für neurologische REHA-Maßnahmen und dem bereits bestehenden Dialysezentrum wurden geeignete Partner gefunden. So wird das ehemalige Krankenhaus Gebäude heute von den drei selbständigen medizinischen Trägern: Westfalenklinikgruppe mit Bürgerspital einschließlich Zentrale Notaufnahme sowie Weight Doctors, der Mediclin und dem Dialysezentrum genutzt. Entscheidend für die Umsetzung des Westfalenklinik- Konzepte war, dass die Leistungen der Weight Doctors bei den gesetzlichen Krankenkassen zugelassen wurden. Im Leistungsspektrum Adipositas (Fettleibigkeit) der Weight Doctors geht es eben nicht nur um ästhetische Gesichtspunkte, sondern auch um vermeidbare langwierige Gesundheitsbeeinträchtigungen beispielsweise durch Diabetes oder Problemen des Stütz- und Bewegungsapparates. Zudem war entscheidend, dass es in der gesamten Raumschaft kein vergleichbares Adipositas Zentrum gibt. Diese Aspekte waren somit auch für die gesetzlichen Krankenkassen überzeugend.   Weight Doctors sind die Basis   Auf Grund seiner Adipositasleistungen verfügt die Westfalenklinikgruppe auf etwa 25.000 potentielle Patientenkontakte pro Jahr. Aus Kapazitätsgründen kann leider ein Großteil der Nachfragenden nicht behandelt werden. Aus diesen Patientenkontakten werden nun ein Großteil der bundesweit Hilfesuchenden nach Wertheim gelotst. Die Weight Doctors werden hierbei auf die vorhandenen Strukturen der Bürgerspital gGmbh zugreifen. Also auf die medizinischen Pflegekräfte, die technischen Einrichtungen wie OP-Säle, Patienten Zimmer, Ultraschallgeräte, das Labor, um nur einige Beispiele zu nennen. Für diese in Anspruch genommenen Leistungen wird Weight Doctors – als eigenständige GmbH geführt-  der Bürgerspital gGmbh die aufgelaufenen Kosten erstatten. „Und wir gehen von einer 4-stelligen Patientenzahl pro Jahr in Wertheim aus“, so Gläser. Diese Vergütungen sind somit die finanzielle Basis und die Grundauslastung für das Bürgerspital als Haus der Grund- und Regelversorgung. Das bei den Weight Doctors hierbei auf eine rentierliche Wirtschaftlichkeit geachtet wird, ist legitim. „Sonst würden wir unsere bundesweiten bzw. internationalen Patienten weiterhin in unseren bisherigen Kliniken behandeln und nicht nach Wertheim verlegen“, erläuterte Geschäftsführer Gläser abschließend zu diesem Gesichtspunkt.   Zentrale Notaufnahme und Defizitausgleich   Momentan besteht eine stabile zentrale Notaufnahme (ZNA) werktags von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr. In diesem Zeitfenster werden Notfallpatienten aufgenommen und bei Bedarf stationär versorgt. Die ZNA umfasst auch die Schlaganfallbehandlung. Inzwischen konnte bereits einigen Herzinfarktpatienten geholfen werden. Die ZNA soll auf 24 Stunden an 7 Tagen pro Woche dauerhaft ausgeweitet werden. Hierzu fehlen noch etwa 30 Mitarbeiter, die nach finaler Regelung des Defizitausgleichs für die ZNA angestellt werden sollen.“ Die finanzielle Unterstützung der Stadt Wertheim, der Umlandgemeinden bzw. deren Landkreise sowie des Main-Tauber-Kreises sind deshalb für das Bürgerspital existenziell notwendig“, führte GF Gläser hierzu aus. Mit der Stadt Wertheim sind für diesen Ausgleich maximal 2,75 Mio € pro Jahr vereinbart. „ Auf Grund der betriebseigenen Berechnungen gehen wir davon aus, dass es bis zu 4  Mio € Defizit pro Jahr sein können“, so Alexander Gläser. Defizite über die 2,75 Mio € hinaus müssen deshalb von der Bürgerspital gGmbH selbst getragen werden. Fällt das Defizit geringer aus, fallen für die Stadt Wertheim geringere Ausgleichszahlungen an. Die Jahresrechnungen werden hierbei durch unabhängige Dritte geprüft. Die Defizitberechnung gründet auf einer detaillierten Kalkulation, die Kosten und Einnahmen gegenüberstellt. So bedarf es für die ZNA immer rund um die Uhr mehrerer sich im Einsatz befindender Ärzte und Pflegekräfte, der Laborleistungen, der einsatzbereiten Radiologie oder des MRT, entsprechender Aufnahmekapazitäten für die Notfallpatienten, etc. Diesen umfassenden Leistungen und Vorhaltungen stehen leider nur Vergütungen gegenüber, die in etwa 20% bis 25% der Kosten decken. Dies kann das Bürgerspital als Haus der Grund- und Regelversorgung nicht allein erwirtschaften.   Leistungen des Bürgerspitals   Die Leistungen des Bürgerspitals  – neben der ZNA – umfassen die drei Kategorien Chirurgie, Innere Medizin und Anästhesie/Intensivmedizin. In der Chirurgie sind  beispielsweise Gefäß-, Orthopädie-, Unfall-, Wirbelsäulen-, plastische und ästhetische Eingriffe möglich. Die Bereiche Schmerztherapie und Palliativmedizin sollen noch hinzukommen. Daneben -wie erwähnt- die Weight Doctors Nationalklinik für privat und gesetzlich Versicherte. Im Bürgerspital stehen u.a. ein eigens Labor, 4 OP-Säle, die Radiologie -inzwischen im Betrieb- sowie ab 1.4.2025 der CT- Betrieb zur Verfügung- Lebendige Aussprache   In der Aussprache wurde neben Fachfragen nochmals den unterstützenden Kommunen, Firmen und Spendern herzlich gedankt. Verwiesen wurde zudem auf den jetzt neu ausgerichteten Förderverein pro Krankenhaus Wertheim.Gefordert wurde, eingegangene Spenden jetzt alsbald der Bürgerspital Wertheim gGmbh zuzuleiten.  Kritisiert wurde allerdings die bisher sehr zögerliche Unterstützung durch den Main-Tauber-Kreis, der am 12.3.2025 einen Beschluss zum Bürgerspital fassen wird. Vorsitzender Jochen Müssig und Fraktionsvorsitzender Axel Wältz betonten hierzu, dass es auch nach dem Beschluss des Kreistages weitere Gespräche pro Bürgerspital Wertheim geben muss. Das Ziel muss sein, die finanziellen Leistungen der kommunalen Familie auf viele Schultern gerecht und gemäß Aufgabenverpflichtung zu verteilen. Und in der Gesamtschau waren sich Müssig und Wältz einig, dass die drei Gesundheitsstandorte Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und Wertheim im Main-Tauber-Kreis erhalten werden müssen. Hierbei können Gespräche der Krankenhausbetreiber weiterhelfen. So könnte es -so ein Vorschlag von Alexander Gläser- beispielsweise zu einem Miteinander und somit zu erheblichen Kosteneinsparungen bei den Sterilisationsarbeiten kommen. Abschließend dankte Jochen Müssig den Teilnehmern für den regen Austausch und wünschte GF Alexander Gläser im Sinne der Weiterentwicklung des Gesundheitscampus Wertheim viel Erfolg.          

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