Senioren-Union und MIT – Gemeinsame Veranstaltung zum Thema Demografie
Seit Jahren beschäftigt sich Landtagsvizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Reinhart mit dem Thema des Altwerdens in Deutschland. Sein neues, im FAZ-Verlag erschienenes Buch „Ich bleib` dann mal da“ war der Anlass für Ariane Spitzer, Vorsitzende der Mittelstandsunion, und Hans Rüdinger, Vorsitzender der Seniorenunion, ihn nach Mosbach einzuladen. Vor zahlreichen Zuhörern referierte Reinhart zu der Frage, welche Möglichkeiten es gibt, die zukünftigen Rentner dazu zu bewegen, freiwillig über das Rentenalter hinaus tätig zu bleiben.
Die geburtenstarken Jahrgänge werden in den nächsten 10 Jahren das Rentenalter erreichen. Bei den sog. Babyboomern brachte jede Frau statistisch gesehen 2,5 Kinder zur Welt. Im Jahr 2023 lag die Geburtenrate bei 1,36 Kindern je Frau im Jahr. Der sich hieraus entwickelnde Fachkräftemangel ist bereits deutlich spürbar. Hinzu kommt, dass die Rentner heute wesentlich älter werden als unsere Vorfahren. Immer weniger Arbeitnehmer müssen die Rente von immer mehr Alten finanzieren. Heute finanzieren zwei Beitragszahler einen Rentner. Dieses Verhältnis wird sich in den nächsten Jahren drastisch zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung verschieben. Die Rentenfinanzierung ist eine tickende finanzielle Zeitbombe.
Diese Problematik habe man, so Reinhart, schon vor Jahren erkannt. Die Berliner Politik habe es jedoch versäumt, angemessene und ambitionierte Lösungen zu erarbeiten. Ein aktuelles Beispiel hierfür sei die Integration von ukrainischen Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. In zahlreichen europäischen Ländern sei die Quote von ukrainischen Flüchtlingen, die einer Arbeitstätigkeit nachgingen, wesentlich höher, teils bei über 70 Prozent, während sie in Deutschland im Bereich von aktuell ca. 23 Prozent liegt.
„Seit über 20 Jahren haben wir kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsdefizit. Es ist an der Zeit, umzudenken und das Verhältnis von Alter und Arbeits- bzw. Lebenszeit neu zu bewerten“, postulierte Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart. Eine längere Erwerbstätigkeit, flexiblere Arbeitszeitmodelle, abgabenfreie Hinzuverdienstgrenzen sowie eine bessere Zusammenarbeit der Generationen könnten Teil einer Lösung sein. Man sei nie zu alt, um großartig zu sein, findet Wolfgang Reinhart und liefert neue Denkanstöße, die alle Generationen einer Gesellschaft berücksichtigen. Er plädierte dabei auch für die Einführung eines Lebensarbeitszeitmodells. Dadurch könnten jüngere Menschen ihre Bedürfnisse wie etwa bei der Familienplanung besser realisieren und älteren Menschen werde es ermöglicht, länger und selbstbestimmt zu arbeiten. „Es ist immer noch ein Glück in Deutschland zu leben und die Tatsache, dass wir immer älter und gesünder werden, ist ein großes Geschenk, woraus wir allerdings auch ehrliche, richtige und notwendige Schlüsse ableiten sollten“, resümierte MdL Reinhart.
Anschließend nahm sich Wolfgang Reinhart Zeit für eine lebhafte Diskussion. Die zahlreichen Fragen zeigten, dass er die Zuhörer mit seinem engagierten Vortrag erreicht hatte.