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Bild: Hannelore Wied
Bild: Vortrag: Ist unsere Arzneimittelversorgung gesichert 22 Mai 2024

Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter. Zu den Konsequenzen dieser erfreulichen Entwicklung gehören auch die notwendige ärztliche Betreuung sowie die zuverlässige Versorgung mit den benötigten Medikamenten. In den vergangenen Wochen und Monaten war immer wieder die Rede von Engpässen und Lieferschwierigkeiten von Arzneimitteln.

Die Senioren-Union Kreis Calw hat zu diesem Thema nach Nagold eingeladen, um etwas über die Hintergründe zu erfahren. Begrüßen konnte der Vorsitzende Thomas Baitinger dazu den Apotheker Christoph Walser. Dieser stellte sich und seinen Werdegang, sowie seine Spezialgebiete kurz vor, um dann auf die stetig schwindende Zahl von Apotheken einzugehen.

Im EU-Durchschnitt gibt es auf jeweils 100.000 Bürger 32 Apotheken. Deutschland liegt mit 22 Apotheken abgeschlagen auf Platz 21 in der EU. Das Thema Apothekenschließung ist allgegenwärtig und der nach Ansicht von C. Walser wird es auch noch weitergehen. Die Gründe dafür sind:

Die Apothekenvergütung, die Preisbindung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten, die Bürokratie sowie der überall beklagte Personalmangel.

Mit dazu tragen auch die in den letzten Jahren entstandenen Internet-Apotheken bei.

Im Vergleich zu anderen Parametern wie Preis- oder Lohnentwicklung sind die Apothekenvergütungen nur zu einem Bruchteil gestiegen.

Die gesetzlichen Krankenkassen versuchen die durch Medikamente verursachten Kosten so gering wie möglich zu halten. Daher schließen sie Verträge mit Medikamentenhersteller über die Preise, aber auch mit Apothekerverbänden über die Vergütung ab. Während andere Länder den Mehrwertsteuersatz auf Arzneimittel abgesenkt haben, Schweden liegt bei 0%, muss in Deutschland immer noch der volle Satz von 19% bezahlt werden.

Die Pharmaunternehmen reagieren auf den Preisdruck, indem sie sich aus der Produktion zurückziehen oder diese verlagern. Die meisten Wirkstoffe für Medikament kommen in der Zwischenzeit aus Indien, gefolgt von China; dort wird mehr verdient als bei uns.  Daher kommt es zu Engpässen bei der Versorgung mit Arzneimitteln. Momentan gibt es bei 600 bis 700 Medikamenten Lieferschwierigkeiten. Hinzu kommen noch die hohen Energie- und Personalkosten in Deutschland, die ebenfalls ein Grund für die Verlagerung der Produktion ins Ausland sind.

In der Zwischenzeit sind die geschilderten Entwicklungen allgemein bekannt geworden und die Politik versucht zu reagieren. Es bleibt abzuwarten, inwieweit es möglich ist, Fehlentwicklungen in absehbarer Zeit zu korrigieren.

Um sich ein Bild vor Ort zu machen, schloss sich für die Teilnehmer noch ein Rundgang durch die Pinguin Apotheke in Nagold an.

 

 

 

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