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Bild: Hannelore Wied
Bild: Gedenkandacht beim Veteranentag in Breisach auf dem Markplatz, Foto: Klaus Keller

Bezirksverband Südbaden

Am Sonntag, 15. Juni 2025  hat in Deutschland bundesweit der erste Veteranentag stattgefunden. In Südbaden war die einzige Veranstaltung in Breisach, an der ich teilgenommen habe. Im Interview mit der Badischen Zeitung schildere ich meine Eindrücke und meine Meinung zu diesem Gedenktag.

 

Herr Keller, Sie sind Oberst a.D. und waren 41 Jahre bei der Luftwaffe. Waren Sie bei einer der Feierlichkeiten zum ersten Veteranentag dabei?

Ja, das hat mich natürlich interessiert. Ich war aber nicht in Offenburg, sondern bei der Veranstaltung in Breisach. Dort hat mich das Programm mehr angesprochen. Außerdem ist Breisach eine Stadt, die sehr bundeswehrfreundlich ist. Für mich ist so eine Veranstaltung auch immer eine Möglichkeit einen Einblick in die heutige Bundeswehr zu bekommen. Ich bin ja schon seit 15 Jahren in Pension, da hat man schon ein bisschen Abstand. Deswegen bin ich auch in Zivil hin. Mit 76 Jahren muss ich nicht mehr unbedingt eine Uniform tragen.

Aber es waren Uniformierte mit dabei?

Ja, ich schätze so 60 bis 70 Soldatinnen und Soldaten. Beim Gottesdienst waren es noch mehr Uniformierte als Menschen in Zivil, im Laufe der Veranstaltung hat sich das dann gewandelt. Es geht bei diesem Tag ja nicht nur darum, die Leistung und den Dienst der Soldatinnen und Soldaten zu würdigen, sondern auch darum, Kontaktmöglichkeiten zwischen Bundeswehr und der Bevölkerung zu schaffen.

Hat das geklappt?

Ich finde schon. Es waren natürlich viele Familien von Reservisten da, aber auch einfach Touristen, die auf der Durchfahrt Halt gemacht haben oder Familien, die sich alles angeschaut haben.

Wie war der Tag gestaltet?

Es gab einen sehr guten ökumenischen Gottesdienst mit einer tollen und würdigen Ansprache der Pfarrerin. Außerdem haben Staatsekretär Patrick Rapp, der Schirmherr der Veranstaltung, sowie der stellvertretende Bürgermeister und zwei Soldaten Reden gehalten. Ich fand es einen schönen und würdigen Rahmen. Das Ganze fand auf dem Rathausplatz statt, dort waren auch einige Infostände aufgebaut und ein großes Militärfahrzeug war zu sehen. Waffen wurden keine gezeigt, aber zum Beispiel, welche vielen verschiedenen Anzugsarten es in der Bundeswehr gibt.

Also halten Sie die Einführung des Veteranentags in Deutschland für den richtigen Schritt?

Ja, auf jeden Fall. Die Bundeswehr ist in der Fläche in Deutschland kaum mehr sichtbar. Seit es außer in Müllheim keine Kasernen mehr in der Region gibt, gibt es hier kaum mehr Berührungspunkte. Und auch die Wehrpflicht, die eine Verbindung zwischen Bevölkerung und Bundeswehr geschaffen hat, gibt es aktuell nicht mehr. Noch dazu gibt es in Deutschland ein „freundliches Desinteresse“ an der Bundeswehr, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einmal ausgedrückt hat. Ich würde sagen, es gibt ein eher gespaltenes Verhältnis zur Bundeswehr in der Bevölkerung. Das wird man mit einem Veteranentag allein nicht aufbrechen können. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Was würden Sie sich denn in dieser Richtung zukünftig noch wünschen?

Dass man offener mit der Bundeswehr umgeht. Den Menschen muss wieder bewusst werden, dass Soldaten nicht Mörder sind, sondern auch nur ganz normale Menschen sind, Bürger in Uniform, die im Ernstfall ihr Leben für uns aufs Spiel setzen. Auch sollte man den Veteranentag dazu nutzen, klarzustellen, dass ein Land, das die Freiheit und Demokratie verteidigen will, dies nicht ohne eine Bundeswehr leisten kann. Und es braucht mehr Aufklärung. Ich finde es unmöglich, wenn falsche Behauptungen beispielsweise von Politikern in den Medien unkorrigiert wiedergegeben werden. Das passiert regelmäßig. Da gibt es zu wenig Fachwissen und zu wenig Prüfung.

 

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