Es ist ein jährlich wiederkehrender schöner Anlass, zum Sommergespräch mit Andreas Jung an den Bodensee zu fahren. Dieses Mal fand das Gespräch auf der Insel Reichenau, dem Wohnort von Andreas Jung, bei herrlichem Sommerwetter im Strandbadrestaurant statt.
Zunächst erläuterte Jung das aktuelle Ereignis „Welterbe des Mittelalters: 1.300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ aus historischer Sicht und geizte auch nicht mit verschiedenen Empfehlungen zur Abrundung des Besuches auf der Insel.
Im politischen Teil ging Jung zunächst auf die USA ein. Die aktuelle Situation beschäftigt uns alle sehr, aber wie geht die Präsidentwahl letztendlich aus? Keiner kann das seriös prognostizieren, deshalb muss sich Deutschland für beide Szenarien vorbereiten, darf dabei aber nicht parteiisch werden. Die USA ist sowohl politisch als auch wirtschaftlich sehr wichtig für uns, dennoch müssen wir die Wahl den US-Bürgern überlassen und deren Wahlverhalten akzeptieren.
Der „Zustand“ Frankreichs nach den Parlamentswahlen ist schwer durchschaubar. Macron hat mit der überraschenden Auflösung des Parlaments nach der Europawahl nicht das erreicht, was er beabsichtigte, aber immerhin hat die Partei von Le Pen nur den dritten Platz in der Wählergunst erzielt. Die Stimmenmehrheit hat zwar ein Zusammenschluss von extrem bis gemäßigten Linken erzielt, aber dieses Bündnis zerfällt nach den Wahlen wieder. Hinzu kommt, dass deren „Wortführer“ Mélenchon Deutschland offen als Feind bezeichnet und zudem große EU-Skepsis zeigt. Die Konservativen „Républican“ sind nach rechts abgerutscht, haben lediglich 7 % der Stimmen erreicht und deren Absicht mit Le Pen zusammenzuarbeiten ist aber letztendlich gescheitert. Hier zeigte sich mal wieder die Richtigkeit des etwas burschikosen Spruches: „Man kann ein Stinktier nicht überstinken!“
Allein aus dem Istzustand dieser beiden befreundeten Länder müssen wir ableiten, dass wir uns auf alle Möglichkeiten einstellen müssen. Deutschland kann nicht autark sein, schon allein wegen der wirtschaftlichen Situation. Die Verunsicherung bei der Wirtschaft ist groß, da es aktuell keine klare Linie und Haltung der Ampelregierung gibt und die Opposition kann keine Abhilfe leisten.
In den östlichen Bundesländern stehen Landtagswahlen an, deren Ausgang aktuell auch nicht abschätzbar ist. Jung wird selbst den dortigen CDU-Wahlkampf unterstützen und spricht sich klar dafür aus, die vorhandenen Probleme ohne Schaum vor dem Mund anzusprechen. Zur politischen Polarisierung trägt bei, wenn sich die Wähler – meist auf dem Land – abgehängt fühlen. Hier müssen alle demokratischen Parteien deutlich mehr tun und durch größere Präsenz vor Ort den Problemen entgegentreten.
In der anschließenden Diskussion wurde die allgemeine politische Großwetterlage in Deutschland beleuchtet und Jung machte deutlich, dass die CDU aktuell mit knapp über 30 % in der Wählergunst recht gut dasteht, aber es muss klar sein, dass wir so stark wie möglich werden sollten, damit wir nicht von einem möglichen Partner allein abhängig sind. Er rät der Parteiführung dazu, Themen mit bestimmten Personen zu verknüpfen, um sie besser und durchgängig zu präsentieren.